Mit Gerüchten ist es so eine Sache. Der Chronist muss hin und wieder aufpassen, dass er nicht auf eines hereinfällt, das er selbst irgendwo einmal lanciert hat. Es gibt also seriöse und weniger seriöse Gerüchte. Solche auch, die gänzlich unwahrscheinlich sind und solche, die durchaus etwas Fleisch am Wahrheitsknochen haben. Das Gerücht mit Michael Fora (28) gehört zur Sorte der seriöseren, hat aber bisher den ultimativen Wahrheitstest auch nicht bestanden.
Michael Fora hat dem Chronisten kürzlich erklärt, er werde beim HCD bleiben. Er fühle sich sehr wohl in Davos. Hatte aber eine Ahnung, woher das Gerücht kommen könnte.
Alles in allem scheint ihn das Gerücht nicht geärgert, sondern eher amüsiert zu haben. Er ist im Sommer 2022 von Ambri nach Davos gezogen. Der Chronist hat auch schon mal HCD-Geschäftsführer Marc Gianola zur Sache befragt. Auch er dementiert.
Wohl wahr. Erst recht, weil ja Dominik Egli den HCD verlässt, um nächste Saison in Schweden noch besser zu werden.
Warum beschäftigt sich der Chronist trotzdem mit dieser Geschichte? Obwohl ihm doch von beiden Seiten versichert worden ist, dass Michael Fora in Davos oben bleiben und seinen noch zwei Jahre laufenden Vertrag erfüllen werde?
Nun, es gibt mehrere Gründe.
Erstens beginnt jede interessante Transfer-Geschichte mit einem Dementi.
Zweitens kennt der Chronist ennet dem Gotthard mehrere Gewährsleute, die immer wieder über erstaunliches Insiderwissen verfügen.
Und die empfehlen dem Chronisten sogar im goldenen Prag, er möge rührig sein und dieser Sache noch einmal nachgehen.
Drittens, eine philosophische Antwort des klugen HCD-Geschäftsführers. Auf die Frage, was denn der HCD zu tun gedenke, sollte Michael Fora den Wunsch nach einer vorzeitigen Rückkehr äussern, sagte er kürzlich:
Ja, aber wenn?
Er meinte das ganz allgemein: Wenn ein Spieler aus irgendeinem Grunde nicht mehr bleiben wolle, dann müsse man eine Lösung finden. Das sei überall in der Hockey-Welt so.
Viertens: Dieser Transfer würde hockeytechnisch schon Sinn machen: Sven Jung (29) ist jetzt zum Verteidigungsminister gereift, spielt sein bestes Hockey, eigentlich noch fast besseres als Michael Fora. Ein nachgerader symbolischer Akt, der den Chronisten dazu motiviert hat, das Gerücht doch noch zu lancieren: Gegen Dänemark sitzt Michael Fora auf der Tribüne, Sven Jung aber kommt zu Zuge. Ist das ein Wink der Hockey-Götter?
In Prag kommt Sven Jung bisher auf vier Spiele (6:38 Minuten Eiszeit), Michael Fora hingegen erst auf drei Partien (7:26 Minuten). Und wie war das eigentlich diese Saison in Davos oben? Tja, auch beim HCD stand Sven Jung durchaus auf Augenhöhe mit Michael Fora und er dürfte dazu in der Lage sein, das HCD-Verteidigungsministerium zusammen mit ausländischen Gastarbeitern auch ohne Michael Fora zu führen.
Sven Jung, 52 Spiele (17:07 Minuten Eiszeit), 2 Tore, 10 Assists, 12 Punkte, +17.
Michael Fora, 32 Spiele (18:40 Minuten Eiszeit), 1 Tor, 10 Assists, 11 Punkte, -7.
Tja, wahrlich kein Schelm, wer dieses Gerücht lanciert. Michael Fora ist 28. Sein Vertrag in Davos läuft noch zwei Jahre. Nun könnte ja Ambri den Vorschlag machen, den HCD-Vertrag aufzulösen und Michael Fora dafür einen Kontrakt über vier, fünf oder sechs Jahre anbieten. Mit der Aussicht, für den ein wenig altmüde gewordenen Leitwolf Daniele Grassi (31) Captain des Teams zu werden und überhaupt zu einer zentralen Figur, zum neuen Hockey-Gott im Tal.
Aber könnte Ambri den Wechsel finanzieren?
Nun, wir wollen nicht grübeln. Das Gerücht ist einfach zu schön, um nicht verbreitet zu werden. Die Geschichte gibt einen kleinen Einblick in das ach so schwierige Handwerk eines Chronisten. Wie nahezu unmöglich es ist, die absolut letzte Wahrheit herauszufinden oder künftige Entwicklungen oder mögliche Transfers zu erahnen.
Affaire à suivre.
PS: Es gibt im goldenen Prag noch weitere Gerüchte. Aber die sind (noch?) zu wenig heiss, um unters Volk gebracht zu werden.